Η συνέντευξη της γνωστής τραγουδίστριας Νανάς Μούσχουρη στο κυριακάτικο φύλλο της γερμανικής εφημερίδας Die Welt συζητήθηκε πολύ στην Ελλάδα και μάλιστα πολύ αρνητικά. Δικαιολόγησε πλήρως τη στάση της Γερμανίας αλλά και της κοινής γνώμης των Ευρωπαίων που θεωρούν ότι η Ελλάδα ευθύνεται για την καταρράκωση της Ευρωζώνης, αποδίδοντας το μεγαλύτερο μερίδιο ευθύνης της σημερινής οικονομικής κατάστασης της χώρας στις σοσιαλιστικές κυβερνήσεις που κυβερνούσαν τη χώρα κατά τις τελευταίες δεκαετίες.
Αν και η γνώμη της Νανάς Μούσχουρη συμπίπτει με μεγάλο μερίδιο της ελληνικής κοινής γνώμης σε πολλά από τα όσα λέει για τη σημερινή κατάσταση της χώρας -τόσο ως προς τους λόγους που τη δημιούργησαν αλλά και ως προς τα έντονα ανθελληνικά αισθήματα που τρέφουν (και θρέφουν) τα ευρωπαϊκά ΜΜΕ τους τελευταίους μήνες- δεν ήταν καθόλου ευχάριστο να ακούει κανείς μία ελληνίδα τραγουδίστρια να μιλάει κατά τρόπο τόσο"ευρωπαϊκό".
Μία συνέντευξη που σίγουρα θα αποτελέσει αιτία η επόμενη καλλιτεχνική εμφάνισή της στην Ελλάδα να αργήσει πάρα πολύ.
Και γι'αυτόν ακριβώς το λόγο, είναι χρήσιμο να παρατεθεί ολόκληρη στο πρωτότυπο γερμανικό της κείμενο, που φέρει τον τίτλο "Είμαι πολύ πολύ θυμωμένη"
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"Ich bin sehr sehr böse"
Nana Mouskouri sass fuer Griechenland im EU-Parlament, brachte Europa weisse Rosen aus Athens und versteht, warum ihre Landsleute schwer regierbar sind. Ein Krisen-Gerspaech.
Nana Mouskouri ist müde. Die Sängerin hat ein Konzert gegeben für Berlin, wo sie vor 50 Jahren "Weiße Rosen aus Athen" aufgenommen hatte. Mittlerweile ist sie 77 Jahre alt. Sie trägt ihr Haar so lang und schwarz wie immer und ihre markante Brille. Mitten in der Euro-Krise kehrt sie unerwartet aus dem Ruhestand zurück in den Musikbetrieb. In April geht sie noch einmal auf große Europa-Tournee.
Welt am Sonntag: Vor drei Jahren haben Sie am Fuß der Akropolis Ihr Abschiedskonzert gegeben. Jetzt treten Sie wieder auf, mit einer modernisierten Version der "Weißen Rosen aus Athen". Die berühmteste lebende Griechin singt für Europa.
Nana Mouskouri: Eigentlich hatte ich nur den 50. Geburtstag der "Weißen Rosen" feiern wollen. Als ich es 1961 aufgenommen hatte, stand Griechenland musikalisch noch in der ersten Reihe. 1967 kam die Militärdiktatur, Musiker verließen das Land und hielten in Europa die Sympathien für die Griechen aufrecht. Heute sind alle unzufrieden mit den Griechen, was ich verstehe und richtig finde. Die Deutschen und ich, wir pflegen ja eine besondere Beziehung - auch die "Weißen Rosen" sind in Berlin gewachsen. Dafür möchte ich mich bedanken. Mit den Griechen bin ich böse, vor allem mit den Politikern, die sind für die Probleme verantwortlich.
Welt am Sonntag: Sie machen sich Sorgen um Europa?
Nana Mouskouri: Wir brauchen Europa, wir alle. Auch die Griechen müssen lernen, dass man Schulden begleichen muss. Wir haben die vergangenen 30 Jahre, seit wir in der Europäischen Gemeinschaft sind, in einer Lüge gelebt, in einem falschen Wohlstand. Und die Wohlhabenderen haben die gewählt, die in ihrem Sinn regiert haben. Das waren die Sozialisten, sie haben das Land in die Situation gebracht, in der es heute ist. Sie haben ihre Wähler darin bestärkt, dass sie meinten, nicht zu viel arbeiten zu müssen in ihren sicheren und gut bezahlten Jobs. Das alles wurde mit europäischem Geld finanziert - die Häuser, die Autos, die Wahlen. Europa hat das Recht, darüber verärgert zu sein. Auch wenn man sagen muss: Europa hätte auch beizeiten einschreiten können. Insgesamt aber gilt: Griechenland braucht Europa mehr, als Europa Griechenland braucht.
Welt am Sonntag: Ein deutsches Magazin hat eine Aphrodite mit gehobenem Mittelfinger gezeigt. Die deutsche Botschaft in Athen wurde mit Hakenkreuzen besprüht. Sie sollten schlichten.
Nana Mouskouri: Den Zorn der Deutschen kann ich gut verstehen. Wer einem anderen immer wieder Geld leiht und es nicht zurückbekommt, wird wütend. Ich habe gelernt, ehrlich zu arbeiten. Man bekommt nichts geschenkt. Durch den Erfolg der "Weißen Rosen" bin ich zur überzeugten Europäerin geworden und habe gelernt zu leben, wie man in Deutschland und in Frankreich lebt. Die Mentalitäten sind im Süden anders. Werte wie Disziplin und Respekt werden weniger ernst genommen. Mit Angela Merkels Haltung bin ich völlig einverstanden.
Welt am Sonntag: Verstehen Sie die antideutsche Stimmung in Ihrer Heimat? Sie haben als Kind die deutschen Besatzer erlebt.
Nana Mouskouri: Das hat damit nichts mehr zu tun, und deshalb fehlt mir dafür das Verständnis. Darüber bin ich wirklich sehr, sehr böse. Ich schäme mich. Ich empfinde das als Verrat. Griechenland braucht Hilfe, aber nicht umsonst.
Welt am Sonntag: In den Neunzigern saßen Sie als Abgeordnete im Europaparlament. Was versprachen Sie sich davon?
Nana Mouskouri: Die Partei, die Nea Dimokratia, hatte mich dazu gedrängt. Es hieß, ich könne dem Land helfen. Aber ich hatte doch keine Ahnung, wie es in einem Parlament so zugeht. Ich bin eine Musikerin, die sich für Menschenrechte einsetzt, aber keine Politikerin. Ich hatte gehofft, Brücken der Freundschaft zwischen den Ländern bauen zu können. Ich bin viel gereist, ich habe in vielen Sprachen gesungen, und ich dachte, auch mein Land für Europa begeistern zu können. Fünf Jahre lang saß ich in Straßburg. Aber Politik ist nichts für Künstler. Musik spricht Wahrheiten aus. Du kannst nicht lügen, wenn du singst. Musiker spüren es sofort, wenn sie Fehler machen, weil sie unmittelbar mit den Menschen zu tun haben. Im Parlament kann keiner die Wahrheit sagen, jeder muss die Parteiinteressen wahren. Es geht nie um Kultur.
Welt am Sonntag: Hatten Sie damals schon Zweifel an der europäischen Idee?
Nana Mouskouri: Die Idee ist und bleibt großartig. Das Problem Europas ist doch: Jeder Staat macht, was am besten für sein Land ist. Es gibt keine Harmonie zwischen den Staaten. Was kostet ein Kaffee in einem deutschen Restaurant?
Welt am Sonntag: Sagen wir: zwei Euro.
Nana Mouskouri: In Griechenland bezahlen Sie fünf Euro, weil es niemand kontrolliert und sich keiner darum kümmert. Die Politik muss die Märkte auf vernünftige Weise öffnen, ohne die Hoheit abzugeben. Es war falsch, einfach die Grenzen zu öffnen.
Welt am Sonntag: Scheitert Europa gerade an sich selbst und an den Europäern?
Nana Mouskouri: Nein, ich glaube an dieses Europa. Aber Deutschland sollte nicht für andere Länder zahlen müssen. Freiheit braucht Verantwortung.
Welt am Sonntag: Europa ist nicht nur eine ökonomische Idee. Sie selbst haben sich mit den Deutschen versöhnt, als Griechenland noch weit davon entfernt war, der EU anzugehören. Sie sind 1961 nach Berlin zu Aufnahmen geflogen. Manos Hadjidakis, der Komponist der "Weißen Rosen", lehnte damals ab, Sie zu begleiten.
Nana Mouskouri: Kriege passieren. Und wenn sie vorüber sind, fangen die beteiligten Länder von vorne an. Sie lernen aus ihren Fehlern. Man kann doch nicht sein Leben in der Vergangenheit verbringen. Und Sie dürfen nicht vergessen: Griechenland hatte in den 50er-Jahren einen Bürgerkrieg und steuerte 1961 auf die Diktatur zu. Bürgerkriege sind schrecklich, sie entzweien Brüder und Schwestern. Wegen politischer Ideen! Ich kam nach Berlin, und die Leute, die ich traf, waren so jung wie ich, sie hatten mit dem Weltkrieg nichts mehr zu tun. Ich sah die Mauer in Berlin und ein Land, das sehr traurig wirkte. Ein gespaltenes Volk wie die Griechen damals. Aber schon 1961 war ich zuversichtlich, dass die Mauer wieder verschwinden würde. Ich habe immer lieber nach vorn geschaut.
Welt am Sonntag: Warum sind Sie 1974, als die Militärdiktatur vorüber war, nicht heimgekehrt nach Griechenland wie viele andere Künstler?
Nana Mouskouri: Ich hatte erfolgreich in Frankreich gesungen, in Deutschland, in Amerika. Ich hatte Kinder, die in der Schweiz geboren waren. Griechenland schien mir plötzlich weit weg zu sein von allem. Ich war viel unterwegs. Ich habe überall für Griechenland gesungen und meinem Volk dadurch im Ausland geholfen.
Welt am Sonntag: Sie wollten sich als Musikerin nie so entschieden einmischen in die griechische Politik wie Mikis Theodorakis oder Melina Mercouri?
Nana Mouskouri: Melina Mercouri war meine Freundin. Theodorakis war nie mein Freund. Wir haben eine Schallplatte zusammen gemacht, aber er hat sich immer zu sehr für das Politische interessiert. Er suchte seinen Platz in der Politik, ohne ihn je zu finden. Melina Mercouri war Ministerin, und zwar eine sehr gute. Sie hat alles getan für die Kultur und die Musik. Für mich wäre das nichts gewesen. Ich glaube übrigens auch, dass die Griechen schwieriger zu regieren sind als andere Völker. Ihre Bildung ist schlechter, sie sind wilder in ihrer Lebensart. Sie tun sich schwerer, Gesetze zu befolgen. Man darf ihnen nicht zu sehr entgegenkommen. Wie Papandreou, erst der Vater, dann der Sohn. Sozialisten sollten den Ärmeren helfen und nicht sich selbst. Sie sollten die Korruption unterbinden und nicht fördern. Aber es gibt ja leider keine Ideologien mehr. Ich bin gern ideologisch, die Welt ist kompliziert.
Welt am Sonntag: Die Griechen haben die Demokratie erfunden.
Nana Mouskouri: Und heute wissen sie nicht mehr, wie sie geht.
Welt am Sonntag: Fühlen Sie sich noch der Nea Dimokratia verbunden?
Nana Mouskouri: Ich stehe der Partei nahe, weil mein Freund Konstantinos Karamanlis sie gegründet hat. Was wir jetzt brauchen, sind Persönlichkeiten, ehrlich und stolz.
Welt am Sonntag: Was ist Heimat heute für Sie?
Nana Mouskouri: Ich lebe in der Schweiz, als griechische Europäerin. So werde ich auch in meiner alten Heimat gesehen: In Griechenland erkundigen sich die Leute bei mir, wie Europa sie beurteilt. Sie haben Angst davor, dass man im Ausland schlecht über sie denkt. Und dass sie niemand mehr besuchen möchte.
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